Die Erektion des männlichen Gliedes erscheint so einfach: Bei sexueller Erregung strömt Blut in die Schwellkörper. Der steife Penis ermöglicht die Penetration. Nach der Ejakulation oder bei nachlassender Erregung fließt das Blut aus den Schwellkörpern ab. Der Penis erschlafft und kehrt in den Normalzustand zurück. Was so selbstverständlich abläuft, wird durch ein überaus komplexes Wechselspiel reguliert. Die wichtigste Rolle dabei spielen Gehirn, Blutgefäße und Nerven.
Erste Voraussetzung für die Erektion ist sexuelle Erregung. Diese Lust entsteht im Gehirn. Ob Berührung, Erinnerung, Anblick, Geruch oder Fantasie: Sexuelle Erregung kann durch sehr unterschiedliche Reize ausgelöst werden. Die wichtigsten Schaltzentralen sind Großhirn, limbisches System und Hypothalamus (ein Bereich des Zwischenhirns).
Das Großhirn ist die Hirnregion, in der sich sexuelle Erregung steuern lässt. Es bewertet Reize. Das Großhirn ist die Instanz, die beispielsweise auf gesellschaftliche Normen wie Schönheitsideale, individuelle Vorlieben oder geschlechtliche Prägungen reagiert.
Das limbische System und der Hypothalamus hingegen reagieren unwillkürlich, unterliegen also nicht dem Willen. Das limbische System ist ein sehr alter Hirnbereich, der mitunter auch als Gefühlszentrum bezeichnet wird. Die durch diese Hirnbereiche stimulierte Erregung geht vor allem auf den Sexualtrieb zurück und ist spontan. Man spricht auch vom Erregungsreflex. Der Hypothalamus reguliert die Ausschüttung von Botenstoffen, die für Lust und Erektion unabdingbar sind.
Männer wissen: Nicht jede Erektion geht auf sexuelle Erregung zurück. Das beste Beispiel ist die sogenannte Morgenlatte. Sie entsteht, weil sich die Blutgefäße im Schlaf stark entspannen und die Penisschwellkörper sich daher mit Blut füllen können.
Der im Gehirn erzeugte Erregungsreflex gelangt über Nervenbahnen bis in den Penis. Auf dem Weg dorthin und im Penis selbst werden Botenstoffe freigesetzt. Das führt zunächst dazu, dass sich die Zellen der glatten Gefäßmuskulatur in den zum Penis führenden Arterien und den Penisschwellkörpern weiten. Dadurch strömt verstärkt Blut in die Schwellkörper. Der Penis füllt sich mit Blut und dehnt sich dabei aus. Durch den Druck der Schwellkörper werden die Venen im Penis abgedrückt. Deshalb kann das Blut nicht abfließen und die Erektion bleibt erhalten. Bei einer vollständigen Erektion ist das Volumen des Blutes im Penis etwa 7 bis 10 Mal so groß wie bei einem erschlafften Penis. Die meisten Erektionsprobleme entstehen, weil nicht ausreichend Blut in den Penis gelangt. In vielen Fällen lässt sich diese Mangelversorgung durch eine Stentbehandlung der Penisarterien beheben. Die Stosswellentherapie gegen Erektionsstörungen kann Impotenz mitunter sogar dauerhaft heilen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen wir meistens vom Penisschwellkörper. Tatsächlich gibt es am männlichen Penis 3 Schwellkörper.
Corpus spongiosum glandis und Corpus spongiosum penis versteifen sich übrigens aus einem einfachen Grund nicht. Wenn Penisschaft und Eichel sich ähnlich stark versteifen würden wie das Corpus cavernosum penis wäre eine Ejakulation nicht möglich.
Alle körperlichen Vorgänge werden durch Botenstoffe reguliert. Im Fall der Erektion setzt der Erregungsreflex über den Hypothalamus eine Kettenreaktion in Gang. Grob vereinfacht sieht das so aus: Zunächst wird Stickstoffoxid (NO) freigesetzt und mit dem Blutkreislauf verteilt. Das wiederum sorgt dafür, dass bei sexueller Erregung vom Gehirn in bestimmten Zellen der Blutgefäße ein Botenstoff namens zyklisches Guanin-Monophosphat (cGMP) ausgeschüttet wird. Dieser Botenstoff aktiviert die sogenannte Proteinkinase B. Diese ist entscheidend dafür verantwortlich, dass die glatte Muskulatur der Blutgefäße sich entspannt. Dadurch kann mehr Blut durch die Penisarterien und Schwellkörper fließen. Der Penis versteift sich.
Auch das Ende der Erektion wird durch Botenstoffe gesteuert. Nach der Ejakulation oder bei nachlassender sexueller Erregung schüttet der Körper die sogenannte Phosphodiesterase-5 (PDE-5) aus. PDE-5 ist ein Enzym und baut das zyklische Guanin-Monophosphat ab. Dadurch verengen sich die Gefäßwände von Penisarterien und Schwellkörpern wieder. Damit werden auch die Venen am Penisschaft frei und das Blut kann aus den Schwellkörpern abfließen.
Die zentrale Funktion des Enzyms PDE-5 macht man sich in der medikamentösen Behandlung von Erektionsstörungen zunutze. Medikamente wie Viagra oder Cialis und andere sogenannte Potenzmittel sind PDE-5-Hemmer. Sie unterdrücken also die Wirkung von PDE-5 und sorgen so für eine verbesserte Erektion. Mehr über die Wirkung, Wirkweise und Risiken lesen Sie hier: PDE-5-Hemmer: Viagra, Cialis und Co.
Penisform und Penislänge haben für die Erektionsfähigkeit keine Bedeutung. Unabhängig von der Größe fließt durch einen erigierten Penis etwa 7 bis 10 Mal so viel Blut wie durch ein schlaffes männliches Glied.
Die Größe des männlichen Penis ist immer wieder nicht nur Thema unter Männern, sondern auch Gegenstand von wissenschaftlichen Studien. Britische Forscher haben zuletzt 2015 in einer großen Metastudie 20 Forschungsarbeiten ausgewertet. Demnach ist der Penis von europäischen Männern im Durchschnitt im erschlafften Zustand 9,16 cm lang. Bei voller Erektion beträgt der Durchschnittswert 13,12 cm. Durchschnittswerte sind ein Mittelwert, der nichts über die Streuung der Penisgröße aussagt. Nach Angaben der urologischen Fachgesellschaften in der Schweiz und Deutschland gelten Penislängen zwischen 7,5 und 19 Zentimeter als normal.
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